Die digitale Transformation hat die industrielle Fertigung grundlegend verändert – auch in der Schweißtechnik. Trotz anfänglicher Zurückhaltung holt die Branche auf. Der Grund für den Rückstand liegt nicht im fehlenden Innovationswillen, sondern in der hohen Komplexität des Schweißprozesses: Der Lichtbogen vereint zahlreiche physikalische Einflussgrößen – von Materialeigenschaften über Bauteilgeometrien bis hin zu Umgebungsbedingungen. Wer diese Vielschichtigkeit digital beherrscht, erschließt neue Maßstäbe in Effizienz, Qualität und Prozesssicherheit – und verschafft sich jetzt einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
Technologische Treiber und Potenziale
Moderne Sensorik, leistungsfähige Datenverarbeitung und KI ermöglichen heute eine präzise Erfassung, Analyse und Steuerung von Schweißprozessen – selbst bei variantenreichen Bauteilen und Losgröße 1. Digitale Assistenzsysteme entlasten Fachkräfte, übernehmen Routinetätigkeiten wie Dokumentation oder Abweichungsanalyse und schaffen Freiräume für qualitätsrelevante Entscheidungen. Ziel ist eine transparente, reproduzierbare Fertigung mit hoher Qualität.
Vom Datenfriedhof zur intelligenten Nutzung
Daten allein schaffen jedoch keinen Mehrwert. Ohne strukturierte Erfassung, Kontextualisierung und systematische Auswertung drohen sie zu einem Datenfriedhof zu verkommen. Erst durch die Verknüpfung mit Bauteilinformationen, Umgebungsbedingungen und Qualitätsanforderungen entsteht die Basis für fundierte Entscheidungen und automatisierte Optimierung. Entscheidend ist, dass Daten am Ende aktiv in den laufenden Fertigungsprozess zurückgeführt werden – als integraler Bestandteil einer intelligenten Prozesssteuerung.
Fotocredit: Fronius International Konkrete Anwendungen digitaler Lösungen finden sich entlang des gesamten schweißtechnischen Fertigungsprozesses:
- Offline-Roboterprogrammierung
- Parameterfindung
- Einsatz von Cobots
- Geführte Schweißfolgepläne
- Integrierte Workflows zur Prozessstabilisierung
- KI-gestützte Schweißfehlererkennung
Diese Lösungen steigern nicht nur die Qualität, sondern auch die Reproduzierbarkeit und Effizienz.
Digitalisierung als individueller Transformationsprozess
Digitalisierung ist kein Produkt, sondern ein individueller Transformationsprozess. Für Unternehmen bedeutet das oft die Anpassung bestehender IT-Strukturen und etablierter Arbeitsweisen. Diese Komplexität führt häufig zu Zurückhaltung. Hersteller sind daher gefordert, ihre Kundinnen und Kunden aktiv zu begleiten – mit klaren, schrittweisen Konzepten, die sich an der jeweiligen Ausgangslage orientieren.
Viele datenbasierte Lösungen entstehen nicht im Labor, sondern in der laufenden Produktion. Nur dort lassen sich Systeme validieren und weiterentwickeln. Das erfordert Vertrauen, Kooperation und die Bereitschaft zur gemeinsamen Entwicklung. Um daraus skalierbare Lösungen zu schaffen, braucht es zudem standardisierte Schnittstellen und enge Abstimmung zwischen Industrie, Herstellern und Normungsgremien.
Fazit
Die Digitalisierung der Schweißtechnik ist kein Selbstzweck, sondern ein Schlüssel zur nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit. Wer Daten intelligent nutzt, schafft die Grundlage für stabile Prozesse, reproduzierbare Qualität und zukunftssichere Fertigung. Entscheidend dafür ist, die schrittweise gemeinsame Entwicklung und Erforschung neuer datenbasierter Lösungen, mit Praxisbezug und strategischer Weitsicht.
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Digitalisierung in der Schweißtechnik: Vom Datenfriedhof zur Prozessintelligenz
Veröffentlicht am 30/09/25